Sportzahnmedizin – Leistungssteigerung mit der richtigen Zahngesundheit

Sportzahnmedizin – Leistungssteigerung mit der richtigen Zahngesundheit

Sportzahnmedizinerin und Trainerin Dr. Rahimian im Interview Teil I

 

Fitness Zähne 

 

Leistungsoptimierung Next Step: Um eine geeignete Ernährung, effizientes Training und ausreichend Regeneration  haben wir uns bereits gekümmert. Die Grundsteine für ein starkes Immunsystem und eine erhöhte Lebensqualität umfassen den gesamten Körper und hören auch nicht bei der Zahnpflege auf!

Zahnprobleme und -schmerzen sind mit besonders unangenehmen Gefühlen verbunden, ein Zahnarztbesuch bei vielen aber leider auch. Wieso ihr ihn trotzdem nicht scheuen solltet und sogar auf sportlicher Ebene davon profitiert könnt, erfahrt ihr in meinem Interview mit der Sportzahnmedizinerin und ausgebildeten Trainerin Dr. Rahimian.

 

Bei dem Begriff Zahnmedizin fällt einem so Einiges ein: Behandlung von Karies, Erosionen, ästhetische Korrekturen und die besonders gefürchtete Wurzelbehandlung nicht zu vergessen.

Die Sportzahnmedizin umfasst noch vieles mehr, dass wir von unseren gewohnten Zahnarztbesuchen nicht kennen. Der Sportart entsprechend angefertigter Sportmundschutz, Behandlungen von typischen Sportunfällen im Mundbereich, Beseitigung leistungsmindernder Störfaktoren und spezielle Behandlungen, die sogar zu einer Leistungssteigerung beitragen können.

 

Wie sieht das Ganze nun in der Praxis aus?

– Auf was gilt es beim Sport besonders zu achten, um auch auf dem Siegertreppchen mit einem makellosen Lächeln strahlen zu können?

 

 

 

Hallo Neda! Danke, dass du heute zu uns gefunden hast! Ich bin schon gespannt auf deine Antworten. Du bist eine von nur wenigen zertifizierten Spezialisten in Deutschland, die sich mit der Zahnmedizin aus sportlicher Sicht befasst. Zahnbeschwerden zu beheben, die sich negativ auf die sportliche Tätigkeit auswirken, steht bei dir an der Tagesordnung.

Würdest du der Aussage zustimmen, dass die meisten Sportler zu spät den Weg in deine Praxis Fitdentist in Hamburg Barmbek finden? Sobald die Leistung anfängt zu schwächeln, könnte ich mir vorstellen erst an anderer Stelle nach möglichen Ursachen zu suchen.

 

Dr. Rahimian: Ja es liegt nahe, dass man bei Beschwerden am Bein erst einmal zum Orthopäden oder zum Physiotherapeuten geht. Jedoch liegt das auch daran, dass viele kaum Wissen über den Zustand ihrer eigenen Mundgesundheit haben.

Die Untersuchung der Zähne wurde bisher sogar im Profifußball sehr vernachlässigt. Langsam kommt es aber in Deutschland an, dass Zähne eine große Rolle spielen.

Es gibt einige bekannte Beispiele, bei denen Sportler Beschwerden in Regionen des Körpers hatten, die trotz orthopädischer und physiotherapeutischer Behandlung nicht zu heilen schienen. Als dann die Ursache im Mund gefunden und beseitigt wurde, war das Problem auch weg.

Da fällt mir der Leverkusen-Star Carsten Ramelow ein, der, laut Medien, wieder Schmerzen in der Achilles-Sehne hatte – keiner konnte ihm helfen. Dann wurden ihm von einem Sportzahnarzt die entzündeten Backenzähne entfernt, siehe da, seine Beinschmerzen waren geheilt. Der Körper ist ein zusammenhängendes Konstrukt und die Gesundheit beginnt im Mund.

Es ist tatsächlich so, dass die Sportzahnmedizin in Deutschland noch nicht so etabliert ist, wie es in anderen Ländern der Fall ist. Betrachtet man den Profisport, sieht man, dass z.B. in den U.S.A. viel mehr Geld in die sportmedizinische Betreuung der Sportler investiert wird und diese auch immer einen Teamzahnarzt an ihrer Seite haben.

Hierzulande wird eine häufigere Verletzungs – und Ausfallanfälligkeit in Kauf genommen, da die Zusammenhänge der Wechselwirkung zwischen Zähnen und Leistungsfähigkeit bei den Managern und auch bei den Ärzten anderer Disziplinen noch nicht vollständig angenommen worden sind. Immer wieder kommen die Sportler erst zu uns, wenn „das Kind in den Brunnen gefallen ist“.

Es sollte viel mehr auf die Zahngesundheit geschaut werden bevor Probleme auftreten, so dass die Trainings- und die Wettkampfphasen nicht von Zahnbeschwerden oder leistungsmindernden dentalen Faktoren beeinträchtigt werden.

 

 

Zu den typischen Volkskrankheiten unter den Zahnproblemen zählen Karies, Entzündungen, Parodontitis, Bissprobleme – gibt es bestimmte Sportarten, die auch mit einem vermehrten Auftreten der genannten Probleme einhergehen?

 

Dr. Rahimian: Unter den Läufern, Triathleten und im Radsport und oft bei Fußballern gibt es vermehrt das Phänomen der Erosionen.

Diese entstehen dadurch, dass isotonische Getränke getrunken werden und der Mund im Wettkampf sehr austrocknet. So sind die Zähne auch verstärkt der schädigenden Wirkung der süßen Energie liefernden Getränken ausgesetzt, da der Speichel als Schutzmedium nicht vorhanden ist. Es entstehen flächige Stellen auf den Zähnen, die nicht wie ein klassisches „Loch“ aussehen, sondern eine Farbveränderung und Schmerzempfindlichkeit aufweisen, die den gesamten Körper belasten können.

Allgemein sind sehr viele Sportler, egal ob Freizeitsport oder Profisport von einer Parodontitis betroffen, da der Körper beim intensiven Sport vermehrt Stoffe ausschüttet, die die Entzündungen des Zahnfleisches begünstigen. Kommt dazu noch eine vernachlässigte Zahnprophylaxe und fehlende Anwendung von Zahnseide und Zwischenraumbürsten durch den Sportler selbst, dann ist eine Parodontitis sehr schnell Thema.

Bei Bodybuildern treten oft starke Bissprobleme auf, die den ganzen Körper aus der Balance bringen. Das vermehrt ausgeschüttete Testosteron, das nämlich die Muskeln wachsen lässt, hört nicht beim Gluteus und beim Bizeps auf. Dieser Muskelwachstum und die Erhöhung Muskeltonus` spielen sich in den Kaumuskeln ab.

So kommt es, dass die Sportler, ganz besonders aber die Kraftsportler so fest beißen, dass sie den Zahnschmelz kaputt machen und die ganzen Muskeln von Kopf bis zum Fuß abwärts außer Balance bringen. Eine Schienentherapie bringt die notwendige Geschmeidigkeit im Zusammenhang der Gesamtmuskulatur zurück, so dass Verletzungsrisiken vermindert werden und Muskeln wieder gezielt angesteuert werden können.

Bei den Footballspielern und Kampfsportlern ist oft die Verletzung der Zähne ein Thema, weil zu selten über individuellen Sportmundschutz nachgedacht wird. Diese Sportler haben dann meist die langwierigsten Behandlungen, weil einer Verletzung oder ein Verlust von gleich mehreren Zähnen mehr Zeit in Anspruch nimmt.

 

Fitnesstraining Zähne

 

Wenn es anfängt zu schmerzen, ist der Entzündungsprozess ja schon in vollem Gange. Doch die Schädigung am Zahn oder Zahnfleisch selber tritt schon viel früher auf. Müssen wir da schon mit einer Leistungsminderung rechnen?

 

Dr. Rahimian: Tatsächlich ist eine frühzeitige Untersuchung unabdingbar, da die Leistungsminderung schleichend eintritt. Der Körper hat ein tolles System, um Entzündungen in Schacht zu halten. Das macht er auch eine Zeit lang, bis es ihm zu viel wird. Wenn ein Zahn nun eine so große Karies hat, dass er entzündet ist, bleibt er sehr lange „ruhig“. Hier und da zieht es mal, wenn die Schokolade dagegen kommt, aber so richtig Schmerzen macht er nicht, man kann damit leben.

Wenn aber nun ein Wettkampf ansteht, braucht der Körper seinen vollen Einsatz. Der Sportler ist sehr stark mit den Vorbereitungen beschäftigt und trainiert intensiv. Auf einmal wird vom Körper viel abverlangt und das Immunsystem muss mit Stress und vielen Hormonen klarkommen.

Der Stress, den der Körper durch das Training durchlaufen muss, wird vom Immunsystem und dem biochemischen Zusammenspiel im Körper kompensiert, so dass die Leistungsfähigkeit und Regeneration effektiv ausgeschöpft werden können.

Wenn der Körper aber permanent im Mund eine Entzündung bekämpfen muss, muss er Energie aufwenden, die dem Sportler bei der Performance fehlt. Manchmal entscheiden nämlich schon Nuancen über Sieg und Niederlage und wenn nicht die gesamte Energie abrufbar ist, kann es dem Sportler am entscheidenden Tag den Sieg kosten.

 

 

Kannst du uns ein Beispiel aus der Praxis nennen, welche Auswirkung eine Entzündung im Mundraum konkret auf die Performance haben kann?

 

Dr. Rahimian:.

Ich habe eine Patientin, die ich, selber ambitionierte Sportlerin, beim Sport kennengelernt habe.

Ich habe eine Nase für Parodontitis. Ich rieche das sofort, wenn Jemand stark davon betroffen ist.

Da wir jedoch privat unterwegs waren und ich sie nicht so gut kannte, habe ich meinen weisen Rat zurückgehalten.

Sie kam dann selber auf mich zu. Sie sagte, dass sie ständig Entzündungswerte im Blut habe, die Ärzte aber nicht herausfinden woran das liegt. Sie habe das Gefühl auch beim Sport sei die gewohnte Leistung nicht mehr abrufbar gewesen.

Bei der Untersuchung konnte ich wie erwartet eine akute Parodontitis vorfinden. Außerdem waren zwei Füllungen undicht.

Nach einer Zahnreinigung und der Parodontitisbehandlung, ging es bei ihr bergauf. Die neuen Füllungen taten ihr Übriges. Sie sagte mir, dass sie nachts nicht mehr so schwitze und deutlich seltener krank wäre. Außerdem sei sie beim Sport, und das war ihr am Wichtigsten, viel leistungsfähiger.

 

 

Gehen wir jetzt einmal davon aus ich komme zu Dir in die Praxis und weise eine hervorragende Zahngesundheit auf. Optimal reicht mir aber noch nicht. Welche zahnmedizinischen Behandlungen könntest du mir anbieten, die meine sportliche Leistung noch steigern können?

 

Dr. Rahimian: Ein sportzahnmedizinisches Prophylaxekonzept und ein hervorragender Biss sind für eine gute Performance unabdingbar. Um deine Regeneration und die intermuskuläre Koordination zu optimieren, würde ich deine Kaumuskeln genau untersuchen und einen Therapieplan erstellen, die deine Performance verbessert. Hierfür arbeite ich auch mit Sportwissenschaftlern zusammen, die deinen Laufstil und Fehlstellungen des Beckens, und der Wirbel ermitteln können. Meist wandern nämlich Fehlstellungen von oben (Kopf) abwärts bis zu den Füßen.

Eine individuell angepasste Schiene kann die Fehlbelastung lindern und das intermuskuläre Zusammenspiel, sowie die Regeneration sehr fördern. Falls der Schlaf bei dir nicht ausreichend Regeneration bringt, kann auch dahingehend untersucht werden, ob du eine Schnarchschiene brauchst. Hierfür arbeite ich mit Schlafmedizinern zusammen, die das in einem Schlaflabor untersuchen können. Die Sportzahnmedizin öffnet dem Sportler neue Türen, die der Leistungsoptimierung zugutekommen. Last but not least ist eine regelmäßige Zahnprophylaxe bei Sportlern von großer Bedeutung und hat in puncto Entzündungen vorbeugenden Charakter.

 

 

Spätestens beim Stichwort ‚Leistungsoptimierung‘ sollte doch jeder ambitionierte Sportler Alarm schlagen und zumindest die Kontrolluntersuchungen einhalten.

 

Es ist ein gesellschaftliches Problem, dass die Menschen heutzutage glauben, gute Zähne seien ein nettes „Add on“, aber keine Notwendigkeit.

Wir müssen viel mehr auf unsere Mundgesundheit sensibilisiert und darüber informiert werden. Meine Patienten sind meistens überrascht, wenn ich sie über die Mundgesundheit ausführlich berate. Es ist nicht unwichtig, zu wissen was man selber tun kann und wo man steht. Für mehr Fragen stehe ich den Sportlern selbstverständlich in meiner Sportlersprechstunde zur Verfügung.

 

 

Nächste Woche:

Welche sporttypischen Diäten begünstigen Zahnprobleme? Kann uns die Zahngesundheit Aufschluss über mögliche Mängel in der Ernährung geben?

In Teil II des Interviews beleuchtet Dr. Rahimian spezielle Aspekte der Sportlerernährung und die damit verbundenen Folgen für unsere Zahngesundheit.

 

Habt ihr spezielle Fragen, die ihr gerne beantwortet sehen möchtet? Schreibt mir!

 

Mehr Trends, Tipps und Ideen von mir findet ihr auf Instagram @karrys.art.of.fitness.
– schaut vorbei! Freue mich auf euch

Eure Karina

 

 

 

 

2 Gedanken zu „Sportzahnmedizin – Leistungssteigerung mit der richtigen Zahngesundheit

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